Das obligatorsiche Gruppenfoto fand auf der „Christa“ statt.
Im November 2021 wurde wieder eine Flotille für den kommenden Mai geplant. Diesmal soll es sportlich werden, es soll „rund Fünen“ gehen, einschließlich frühem Aufstehen und ggf. spätem Ankommen. Der Andrang ist trotzdem so groß, dass bei einer maximalen Besatzung von fünf Seglern pro Boot insgesamt fünf Boote im Nu komplett besetzt sind. Alle hoffen, dass wir gut durch den Corona-Winter kommen. Im Frühjahr treffen sich die Crews, um die Einkaufslisten und die Essensvorschläge der einzelnen Mitglieder zu besprechen. Die Anspannung und die Vorfreude steigen.
Samstag, 14. Mai: Endlich geht es nach Flensburg, dem Ausgangs- und Zielpunkt unseres Törns. Die Boote werden am Nachmittag von den Skippern übernommen. Währenddessen arbeiten die anderen Mitsegler die Einkaufslisten ab. Anschließend erfolgt die Sicherheitseinweisung der Crew. Den Abend und die Nacht verbringen wir auf dem Boot vor Ort. Unser Skipper Daniel hat den Songtext für den „Wellerman“ verteilt – erste Proben. Die Melodie ist eingängig und bleibt im Ohr.
Sonntag, 15. Mai: Die ursprüngliche Planung muss geändert werden. Wegen der vorherrschenden östlichen Winde müssen wir die Insel Fünen entgegen dem Uhrzeigersinn umrunden. Nach dem Frühstück starten alle Yachten um 9 Uhr unter Motor. Ziel ist heute Marstal auf der der Insel Fünen vorgelagerten Insel Ærø. Das Wetter ist schön, nur der Wind spielt nicht mit, also weiter motoren. Wir auf der „Christa“ vertreiben uns die Zeit mit dem Lösen von „Dark Stories“ und dem Üben des Songs. Außerdem weisen Daniel und ich unsere drei Neuen Stefanie, Laura und Alexander in die Geheimnisse des Steuerns unter Motor ein. Sie lernen schnell und halten Kurs. Nach dem Passieren des Leuchtturms „Kalkgrund“ kommt etwas Wind auf und wir setzen Segel. Auch wenn wir nicht das schnellste Boot sind – allen voran Ulf mit der „Kim“ – landen wir sicher nach gut 45 Seemeilen gegen 18:30 Uhr in Marstal, wo die anderen Boote schon auf uns warten. Dafür dürfen sie unsere Leinen annehmen. Abends wird an der Hafenpier lecker gegrillt und der erste Anleger getrunken.
Montag, 16. Mai: Heute steht uns wieder ein langer Tag bevor – es geht auf die Nordostseite von Fünen nach Kerteminde. Wieder früh aufstehen – toller Sonnenaufgang und Frühstücken. Punkt 9 Uhr legen wir unter Motor ab. Unser gelungenes Manöver über die seewärtige Achterklampe bekommen die anderen Schiffe leider nicht mit. Nach der Untiefentonne werden gegen 10 Uhr das Groß- und das Focksegel gesetzt. Der östliche Wind spielt heute mit und es geht flott in Richtung Rudkøbing. Im Brückenfahrwasser motoren wir, danach unter Segeln weiter mit fast Nordkurs auf die „Große-Belt“-Brücke zu. Wegen der Masthöhe von 18 Metern müssen wir die Brücke im Ostteil unter Motor queren. Nach der Brücke schläft der Wind ein und wir motoren (mal wieder) mit kurs Nordwest auf Kerteminde zu. Um 20 Uhr sind wir endlich da, müssen aber achteraus verholen, um eine freie Steckdose für den Landstrom zu erhaschen. Anleger trinken.
Dienstag, 17. Mai: Wieder geht es früh um 9 Uhr aus dem Hafen. Ablegen mit Vorspring. Nach kurzem Motoren setzen wir die Segel und kreuzen bei südöstlichem Wind, bis wir die Bucht so weit verlassen haben, um mit Kurs 330° die nordöstliche Spitze von Fünen zu erreichen. Der Wind frischt etwas auf und mit Laura am Ruder schaffen wir eine Spitzengeschwindigkeit von 9,3 Knoten! Nach der Passage des Kaps fahren wir mit 280° bis zur Nordspitze der Insel. Um den langen Schlag aufzulockern, werden Segelmanöver geübt: Wenden, Halsen, Quickstop und Beiliegen. Wellerman üben. Auch sorgt ein Tiefflieger für Abwechslung. Ab 16 Uhr südlicher Kurs auf Bogense. Nach knapp neun Stunden um 17:45 Uhr fest in Bogense neben einem Stegkopf. Nach dem wilden Ritt zur Mittagszeit haben wir uns den Anleger wahrlich verdient.
Mittwoch, 18. Mai: Und wieder früh hoch. Aber bevor die Schiffe den Hafen verlassen, haben wir noch einen Termin. Alle Mitfahrer versammeln sich vor der „Jade“, dem Schiff von Nils, um unseren Segelkameraden Guntram ein lautstarkes Geburtstagsständchen zu singen.
Bei schönem Wetter und mäßigem Wind fahren wir hinaus, setzen die Segel und wenden uns westwärts Richtung Fredericia. Dem Wind scheint es gegen Mittag nicht zu gefallen – er schläft fast ein. Das nutzt unsere Crew, um bei herabgelassener Badeplattform die Füße in die doch noch recht kalte Ostsee zu halten – natürlich mit Lifebelt angepickert. Um voranzukommen, nehmen wir den Motor zur Hilfe – Motorkegel. Ab 13 Uhr beginnt die Passage des „Kleinen Belt“ und die Segel werden geborgen. Querab von Middelfart beobachten wir, dass die „Sandra“ von Michael in den Stadthafen abbiegt. Wird doch nichts passiert sein? Nein, nur Fischbrötchen essen, wie wir später erfahren. Nach der Durchfahrt des Belts frischt der Wind gegen 14 Uhr wieder auf, Segel setzen querab Skærbæk (Kraftwerk). Der Wind kommt jetzt aus südlicher Richtung. Wir kreuzen mit langen Schlägen gegenan, denn wir wollen nach Årøsund. Dass die Tiefe neben dem Fahrwasser von Årøsund gering ist, merken wir gerade noch rechtzeitig. Das spontane Wendemanöver meistern unsere Neuen mit Steffi am Ruder souverän. Fest in Årøsund, rückwärts mit langen Leinen. Klappt. Anleger um halb acht. Von Philip erfahren wir, dass die Brücke Sonderburg bis zum 21. Mai gesperrt ist, also außenherum um die Insel Als. Das Etappenziel Dyvig fällt damit aus.
Donnerstag, 19.Mai: Und wieder früh aufstehen. Heute hält Petrus eine Überraschung bereit: Dunst und Seenebel und kaum Wind. Wir prüfen die Positionslichter, bevor wir ablegen. Alles okay, Alle Boote motoren in Reihe in sicherer Sichtentfernung. Wir folgen der „Mönchsgut“ vn Christian in ihrem Kielwasser. Wellerman. Gegen 13 Uhr querab Fynshav legen die Skipper per Funk den heutigen Zielhafen endgültig fest: Es geht nach Høruphav und nicht nach Søby auf Ærø. Das ist für heute zwar etwas weiter, spart uns aber für morgen etliche Seemeilen. Kurz vor der Untiefentonne vor der Südspitze der Insel Als setzen wir bei mäßigem Wind die Segel. Aber schon auf Höhe des Leuchtturms „Kalkgrund“ (allen Sportboot-Führerschein-Schülern von den Kartenaufgaben her bekannt) schläft der Wind wieder ein.
Motor an. Zum Glück bleibt der vorhergesagte Regen aus. Gegen 18 Uhr fest am Steg.
Freitag, 20. Mai: Und wieder früh aufstehen. Heute steht das obligatorische Gruppenfoto der Flotillenteilnehmer an. Warum auch immer, ist der Ort des Geschehens mal wieder „mein“ Boot. Danach stimmt Daniel den „Wellerman-Song“ an. So laut und textsicher, wie der Refrain durch den Hafen schallt, liegt es nahe, dass die anderen Crews auch fleißig geübt haben. Leider keine Antwort von den Stegnachbarn. Viertel vor 10 werfen wir die Leinen los. Heute fahren wir zurück nach Flensburg. Nach dem Verlassen der Bucht von Høruphav setzen wir bei günstigem Wind die Segel. Skipper Daniel wählt den Kurs so geschickt, dass die „Christa“ die anderen drei Boote regelrecht versegelt. Da kommt Freude auf. Die „Kim“ von Ulf liegt mal wieder weit vor uns. Unter Segeln umrunden wir sogar die „Schwiegermutter-Tonne“. Bei westlichen Winden kreuzen wir die Flensburger Förde hinauf. Den Rest bis zur Sonvig-Marina legen wir unter Motor zurück.
Tanken. Schiffsdiesel = € 2,629. Schade nur, dass die Schläuche an den Autotankstellen so kurz sind. Um 17:30 Uhr legen wir unter den kritischen Blicken der anderen Segler gekonnt mit dem Lange-Leinen-Manöver rückwärts am Niro-Steg an. Verdienter Anleger und Vorbereitung des Reste-Essens durch die Crew: Gebratenes kleingeschnittenes Nackensteak in Zwiebelrotweinsauce an Spirelli-Nudeln. Toll! Nach dem Abwaschen ist erstes Aufräumen und Packen angesagt.
Samstag, 21. Mai: Und wieder früh aufstehen, denn ab 9 Uhr können die Yachten an den Vercharterer zurückgegeben werden. Nach dem Frühstück das Gepäck in den Autos verstaut. So langsam geht die Charterwoche zu Ende. Die Übergabe der „Christa“ verzögert sich bis 10:30 Uhr. Alles okay, keine Reklamationen. Wir „Fünf“ beschließen ob der vorgerückten Uhrzeit ein zweites Frühstück in der Dänischen Bäckerei in der Flensburger Fußgängerzone einzunehmen. Auf dem Rückweg gibt es noch einen „Rod polse“ – Hot Dog auf dänische Art. Kurz nach 13 Uhr verabschieden wir uns bei den Autos mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen.
Ich danke unseren Skippern Ulf Lankenau, Michael Görge, Nils Nonnsen, Christian Duchow und Daniel Rensing für diesen erfolgreichen, sportlichen Törn!
Uwe Holzweißig